FRED2 Open - Hinweise und Tipps
Verfasst: 19. Jul 2018, 19:27
Dieses Thema basiert auf einem Thema, welches von Bedivere im alten Forum erstellt wurde. Allerdings stammt nur noch die Idee von diesem, welche ich entsprechend weiterverarbeitet habe. Daher nehme ich mir auch alle Rechte an diesen Beitrag, allerdings nicht ohne auf den Urheber der ursprünglichen Idee zu verweisen.
Dieses Thema befasst sich mit grundlegenden Fragen rund um den Missionseditor von FreeSpace2 Open, welche dir dabei helfen sollen, dieses Programm besser zu verstehen, damit du in der Lage bist, aus diesem Wissen dann eigene Missionen zu erstellen. Falls du allerdings eine Schritt für Schritt Anleitung erwartest, dann ist das hier das falsche Thema, dazu gibt es die deutsche Übersetzung diverser Tutorials. Die Missionserstellung hat extrem viel mit Selbststudium und Ausprobieren zu tun.
FRED2 Open - Was ist das eigentlich?
FRED2 Open ist der Missionseditor für das SCP, wobei FRED schlicht für FReeSpace-EDitor steht. FRED war bereits zur Veröffentlichung vom ursprünglichen FreeSpace: The Great War Bestandteil des Spiels, was somit bereits von Anfang an für Spieler die Möglichkeit gab eigene Missionen und ganze Kampagnen zu entwerfen. Es ist auch genau das exakt gleiche Programm, welches Volition zur Erstellung der Missionen und Kampagnen verwendet hat. Es ist also mit FRED problemlos möglich, alle Missionen von Grund auf nachzubauen. FreeSpace 2 lag mit FRED2 der Nachfolger bei, der neben den Funktionen des ursprünglichen FREDs auch die Neuerungen aus FreeSpace2 unterstützte. Eine damals nicht zu unterschätzende Funktion ist dabei auch die Fähigkeit, Missionen von FreeSpace: The Great War zu FreeSpace2 portieren zu können, womit bereits zum Release von FreeSpace2 viele Community-Missionen zur Verfügung standen.
Da im Rahmen des Source Code Projects die Engine und Möglichkeiten in dieser deutlich erweitert wurde, gibt es auch zu diesen Änderungen eine eigene Version des Missionseditors: FRED2 Open.
Wie FRED(2) für alle offiziellen Missionen genutzt wurde, werden die Missionen sämtlicher Modifikationen mit FRED2 Open erstellt.
Aus was besteht eine Mission?
Eine Mission lässt sich wohl auf vier wesentliche Punkte aufteilen: Objekte, Texte, Ereignisse und Hintergründe.
Die Objekte sind die eigentlichen Schiffe, die per Drag & Drop in einem dreidimensionalen Raum in der Mission platziert und verschoben werden können, wobei sich mehrere Schiffe auch zu einer Staffel verbinden lassen. Jedes einzelne Schiff, aber auch jede Staffel, kann mit eigenen Einstellungen und Bedingungen versehen werden.
Ein anderes Segment sind natürlich die Texte, die die eigentliche Geschichte der Mission erzählen und damit die Missionseinsatz- wie auch -abschlussbesprechung genauso abdecken, wie auch die Texte, die während der Mission abgespielt werden.
Beide genannten Dinge stehen auch mit der eigentlichen Kernkomponente einer Mission in Verbindung, nämlich den Ereignissen. Mit diesen lässt sich ein klarer Verlauf der Mission erstellen. Mit diesen wird also festgelegt, was unter welchen Umständen wann in der Mission passiert. Dafür nutzt FreeSpace auch eine Art eigene Sprache namens Symbolic expressions, welche eher unter seinem Kürzel SEXP bekannt ist. Dabei handelt es sich um eine recht einfach zu erlernende Sprache, da man im Rahmen von FRED(2 Open) einfach aus vordefinierten SEXP auswählt und daraus ein Ereignis erstellt, die schlicht einem "Wenn, dann"-System folgen.
Bedingungen für Objekten und Texten werden dabei ebenfalls über Ereignisse festgelegt, was beispielsweise einschließt, wann ein Objekt oder Text erscheint, was damit gleichbedeutend ist, dass der Großteil der Erstellung einer Mission ausschließlich die Erstellung und Anpassung von Ereignissen ist. Die Erstellung einer etwas komplexeren Mission ist damit auch keine Aufgabe von Stunden, sondern kann durchaus auch Tage in Anspruch nehmen, bis die Ereignisse allesamt soweit implementiert sind, dass sie fehlerfrei wie beabsichtigt funktionieren. Aber selbst für eine standardmäßige FreeSpace-Mission sollte man sich durchaus bereits mehrere Stunden vornehmen, wenn man diese von Grund auf neu erstellt.
Die Hintergründe bilden dagegen eher den Abschluss der Missionserstellung nachdem eine Mission wie gedacht funktioniert. Mit den Hintergründen wird entsprechend die visuelle Kulisse für die Mission erzeugt, die mit diesen entsprechend ganz anders wirken kann. Um sich das mal genauer vorzustellen, würden die Nebelmissionen aus FreeSpace2 genauso die gleiche Stimmung vermitteln, wenn Volition einfach seinerzeit auf den Nebel verzichtet hätte und sie einfach im normalen Weltraum hätte stattfinden lassen?
Was sind die besten Methoden den Umgang mit FRED zu lernen?
Wenn du Interesse daran hast Missionen selbst zu entwerfen, willst du natürlich sicherlich wissen, was der beste Weg dazu ist, gute Missionen zu entwerfen, die auch viele der neuen Funktionen vom SCP verwenden.
FRED2 bietet zwar ein eigenes Tutorial, welches du im Ordner data/freddocs findest oder auch hier im Forum auf Deutsch, dies spiegelt allerdings nur den Zustand des Originalspiels von 1999 wieder. In Zeiten des SCP reißt das damit nur einen Bruchteil der heutigen Möglichkeiten von FRED2 Open an. Das Tutorial empfehle ich tatsächlich nur für Leute, für die FRED noch ein Buch mit sieben Siegeln ist. Also für diejenigen die überhaupt keine Ahnung haben, wofür die ganzen Menüs sind und die auch die Theorie hinter den Ereignissen nicht verstehen. Macht man das Tutorial versteht man zumindest den Aufbau einer rudimentären FreeSpace-Mission.
Eine wesentlich effektivere Möglichkeit ist aus eigener Erfahrung tatsächlich die Werke von bereits erfahreneren Missionsersteller für die eigenen Zwecke zur Nutze zu machen und so auch direkt ein Praxisbeispiel für aktuellere Möglichkeiten von FRED2 Open zu haben. Da die Missionen sämtlicher Modifikationen mit FRED2 Open erstellt wurden kann man damit auch selbst diese selbst öffnen und damit anschauen, um deren Aufbau zu lernen und zu verstehen. Der Schlüssel für eigene erstellte Missionen liegt also in dieser Methode darin, bereits mit fertigen Missionen zu arbeiten und einfach die Parameter, wie Texte oder einzelne Ereignisse für die eigenen Bedürfnisse zu verändern. Auf diese Weise bekommt man im Laufe der Zeit auch ein Gefühl dafür, welche Auswirkungen eine Änderung hat, womit einem ganz automatisch die Ereignisse immer vertrauter werden, womit dann ganz automatisch die Änderungen in einer vorhandenen Mission immer größer ausfallen, womit man am Ende tatsächlich eine fast vollständig selbst erstellte Mission hat.
Was ist gutes Balancing?
Ein Punkt wo viele bei der Missionserstellung auch ihre Probleme haben, ist das Missionsbalancing. Auf Grundlage einer bereits vorhandenen Mission, zumindest wenn man bei der gleichen Modifikation bleibt, wie die Inspiration hat man zumindest ein gewisses Grundbalancing. Balancing betrachte ich in diesem Fall eher als Synonym für den Begriff Spielbarkeit. Eine gut ausbalancierte Mission zeichnet sich dadurch aus, dass sie auf allen Schwierigkeitsgeraden fair gestaltet und auch schaffbar ist. Wenn also eine Mission erstellt wird, wo man mit Gegnermassen konfrontiert wird, wo selbst ein absoluter Profi auf "Sehr leicht" stellen muss, um sie zu schaffen, dann ist sie einfach schlecht gebalanced. Tritt das ein, dann ist weniger auch einfach mehr, die gleiche Anzahl an Gegner, die allerdings zeitversetzt auftreten, kann das Balancing einer Mission bereits deutlich verbessern. Ein guter Orientierungspunkt für das Balancing dient der Schwierigkeitsgrad "MIttel", welcher eben passend des Namens direkt in der Mitte zwischen "Sehr leicht" und "Wahnsinn" liegt. Eine Mission, die auf diesem Schwierigkeitsgrad gut schaffbar ist, kann durchaus eine Herausforderung auf höheren Schwierigkeitsgraden bedeuten, ist aber zugleich auch für Anfänger geeignet.
Natürlich bietet FreeSpace auch die Möglichkeit für Ereignisse, die am Schwierigkeitsgrad gekoppelt sind. Man kann also bei bestimmten Schwierigkeitsgraden zum Beispiel auch zusätzliche Schiffe und Staffeln erscheinen lassen. Allerdings sollte man von solchen Ereignissen nur Gebrauch machen, wenn man FreeSpace auch selbst auf diesen Schwierigkeitsgraden gut genug beherrscht um sowas auch zuverlässig zu testen. Oder man zumindest jemanden zum Testen hat, der auf diesen Schwierigkeitsgraden spielt.
Was könnte der Spieler während einer Mission alles (falsch) machen?
Eigentlich auch ein Teil der Spielbarkeit, allerdings verpacke ich dies in ein eigenen Punkt, da die genannte Frage durchaus bei der Missionserstellung immer in Betracht gezogen werden sollte. Es gibt nicht wenige Missionen, die beispielsweise nicht daran gedacht haben, dass der Spieler nach Missionsstart einfach mit ALT-J die Mission beenden könnte, womit es keine Abschlussbesprechung für diesen Fall gibt. Dazu kommt es auch vor, dass auf diese Weise eine Kampagne fortgesetzt werden kann, obwohl der Spieler diese Mission gar nicht so geschafft hat, wie sie vom Missionsersteller vorgesehen ist.
Die Kunst liegt also darin, dass eine Mission so erstellt werden muss, dass sie gegen alle möglichen Verhaltensweisen vom Spieler gefeit ist, also das sie im Idealfall in der Lage ist, den Spieler genau dazu zu bringen, damit dieser die Mission exakt so spielt, wie es vom Missionsentwickler vorgesehen ist.
Ein konkretes Beispiel: Der Spieler soll einen Konvoi beschützen, wobei währenddessen ein feindliches Großkampfschiff auftaucht. Obwohl der Befehl lautet beim Konvoi zu bleiben, könnte sich der Spieler ja auch dazu entschließen das Großkampfschiff anzugreifen, um deren Strahlgeschütz auszuschalten, was eigentlich im Laufe der Mission dazu gedacht ist, den Konvoi zu zerstören.
In diesem Fall muss der Ersteller also den Spieler dazu zwingen, tatsächlich dem Befehl zu folgen. Die einfache Lösung wäre sicherlich, einfach das Strahlgeschütz unzerstörbar zu machen, die allerdings eher von faulem Missionsdesign zeugt. Eine elegantere Lösung in diesem Fall wäre es aber auch, den Spieler mit einem Angriff durch Jäger und Bomber so zu beschäftigen, dass er gar nicht erst zum Großkampfschiff aufbrechen kann. Eine ähnliche Lösung könnte aber auch einfach sein, dass ein Angriff auf den Konvoi erst dann stattfindet, wenn man sich dem Konvoi zu weit entfernt oder dem Großkampfschiff zu nah kommt. Egal welche der beiden Lösungen man verwendet, in beiden Fällen wird der Spieler dazu gezwungen dem geplanten Missionsverlauf zu folgen, der vorsieht, dass er beim Konvoi bleibt, da dieser sonst zerstört wird, was zu einem Fehlschlag der Mission führt, ganz im Gegensatz dazu, wenn der Konvoi wie geplant durch das Großkampfschiff vernichtet wird.
Sonst noch etwas?
Das sollte soweit das wichtigste sein, was es bei der Arbeit mit FRED2 Open zu beachten gibt. Ich hoffe dieses Thema hat dir dabei geholfen, die richtigen Ansatzpunkte für einen Anfang deiner Karriere als Missionsersteller gegeben zu haben. Falls du der Meinung bist, dass in diesem Thema etwas fehlt, dann steht es dir natürlich frei Anregungen zu geben. Im Laufe der Zeit soll dieses Forum auch mit Tutorials rund um spezifische Fragen zur Missionserstellung aufgefüllt werden.